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TC Athus, der erste Trockenhafen in Belgien


Per Definition ist ein Trockenhafen (auch dry port oder hinterland hub) genannt, ein Güterverkehrszentrum oder Rangierbahnhof (oder eine Kombination aus beidem) im Binnenland mit einer leistungsfähigen direkten Schienenanbindung an einen Seehafen. Er übernimmt somit Teilaufgaben eines Hafens und erweitert dadurch seine Kapazität.

Seit drei Jahrzehnten besteht er nun, der erste Trockenhafens Belgiens in Athus, in der Provinz Luxemburg im Südosten der Wallonie. Tatsächlich ist er der Größte und deckt mehr als 300 km² Hinterland ab. Hier werden Container, die aufs Meer zu- oder abgehen, abgefertigt obwohl die Gewässer weit von den drei Grenzen entfernt sind. Jeder wird daher verstehen, dass der Begriff Hafen hier seine volle Bedeutung erhält, denn die Lage, die Schiene und Straße miteinander kombiniert, ermöglicht einen reibungslosen und sicheren Transport von Seecontainern zwischen den Nordseehäfen (Antwerpen, Zeebrügge und Rotterdam) und der Großregion Saarland, Lothringen und dem Großherzogtum Luxemburg (Saar-Lor-Lux).

Belgien hat durch seine zentrale Lage im europäischen Handelszentrum eines der weltweit dichtesten Infrastruktur-Netze. Der Logistics Performance Index, der von der Weltbank erstellt wird, belegt dass Belgien 2018 den 3. Platz unter 160 Ländern belegt. Besonders gut schneiden die Paramter für internationale Schifffahrt und der logistische Zeitaufwand ab. 

Mehr als 50.000 Container pro Jahr

Das Terminal verfügt über eine durchgehende Bahnverbindung mit der Küste, die täglich mit drei Zügen hin und her bedient wird. Diese befördern auf jeder Fahrt in etwa 320 Container, während etwa 120 LKW die Straßenverbindung zwischen dem Terminal und dem Hinterland sicherstellen. Vor Ort verfügt das Terminal Container Athus (TCA) über mindestens 160.000m² Nutzfläche.  

Die Verbindung zwischen Nordsee und Mittelmeer

Sie bietet eine nachhaltigere Lösung für die Gütermobilität als eine entsprechende LKW-Flotte, da die Bahn pro transportierte Einheit weniger Energie verbraucht als die Straße. Darüber hinaus, bietet das Tool den Spediteuren eine Reihe von logistischen Mehrwertdiensten an, wie Organisation des kombinierten Verkehrs Schiene-Straße, Stuffing, Auspacken, Reparaturen, Verpacken, Zoll, usw. 

Ab August 2020: neuer direkter Bahnzugang nach Frankreich

2018 wurden dank der multimodalen Kombination aus Schiene und Straße bereits mehr als 46.500 Seecontainer durch das TCA in Richtung Nordseehäfen oder in der Großregion Saar-Lor-Lux gefahren. Aber bisher haben die Betreiber noch keinen direkten Zugang zu Frankreich. 

Diese elektrifizierte Verbindung ist eines der Projekte, die in den mehrjährigen strategischen Investitionsplan des öffentlich-rechtlchen Infrastrukturunternehmens Infrabel aufgenommen wurde. Es wird von der belgischen Bundesregierung mit 9,2 Millionen Euro finanziert. die wallonische Region kofinanziert diese Arbeiten mit 5,1 Millionen Euro. Europäische Subventionen, sowie ein Beitrag von Idelux, dem Betreiber de Standortes mit 300.000 Euro und SNCF (Gesellschaft der französischen Eisenbahnen) vervollständigen das Gesamtbudget von insgesamt 20,2 Millionen Euro.

„Athus wird sich zu einer internationalen Drehscheine entwickeln: Es wird zu einem Hafengebiet, durch das die Spediteure nach Frankreich fahren können“, bestätigte der Geschäftsführer vom Netzbetreiber Infrabel, das belgische Äquivalent von DB-Netz. Die ersten Züge, die diese neue Verbindung nutzen, werden voraussichtlich im August 2020 eintreffen. In Belgien ist übrigens 86% des Netz elektrifiziert (Deutschland 60%) (Zahlen aus 2017).

Der Bahntransport gewinnt zunehmend an Bedeutung

Bis 2030 ist eine Steigerung der Eisenbahnanteile am Modal Split von 7 auf 15% geplant. Diese Pläne wurden jüngst vom Hafen Antwerpen, dem Railport Antwerpen und dem Infrakstrukturbetreiber Infrabel bekannt gegeben. Man möchte sich gemeinsam für wettbewerbsfähige und zuverlässige Bahnverbindungen zwischen den Häfen und dem Hinterland einsetzen. Im Fokus stehe dabei die Optimierung der Schieneninfrastruktur im Hafen, sowie die Digitalisierung um die Kapazität zu erhöhen.

Als Grund für diese Ausrichtung werden steigende Warenverkehre, wachsender Druck auf das Straßennetz, sowie Ziele im Bereich Umweltschutz angeführt. All dies unterstreiche die Notwendigkeit einer nachhaltigen Verkehrslagerung von der Straße auf die Schiene, betonen die  Belgier.

Quellen: CCI Luxembourg belge, 21. Januar 2020 und RTBF, 5. April 2019CC BY-SA Namensnennung

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